Ein bayerisches Dorf kurz nach der Währungsreform, Herbst 1948. Der Krieg hat die alte Ordnung und die Familien zerschlagen. Aber ein Umdenken hat nicht eingesetzt. Wie eh und je zerreißt man sich die Mäuler über jede Abweichung von der Norm oder deren Verletzung, über Homosexualität, wilde Ehe und Ehebruch. Aber es bleibt nicht beim Tratschen und Tuscheln. Man bemüht sich gar nicht erst, die Diskriminierung der Dorfhure, der Schwulen, der Bäuerin, die mit dem Knecht schläft, zu vertuschen. So weigert sich der Kaufmann, dem nicht getrauten Paar etwas zu verkaufen. Dabei kann die Bäuerin nur deshalb nicht heiraten, weil ihr verschollener Ehemann noch nicht für tot erklärt wurde. In dieser Atmosphäre geht der homosexuelle Abram, um dem Schein zu genügen, ein Verhältnis mit der Dorfhure Tonka ein. Doch es gibt keine Koalition der Ausgestoßenen. Die Unterdrückung der eigenen Sexualität führt zur Katastrophe.
Martin Sperr, geb. 1944 in Steinberg/ Niederbayern. Auszeichnungen, u. v. a. Gerhart-Hauptmann-Förderpreis (1965), Mülheimer Dramatikerpreis (1978). Hörspieladaptionen, u. v. a. Landshuter Erzählungen (BR/SWF 1969), Lemsomd (zusammen mit Dieter Kühn, BR 1973), Adele Spitzeder (BR 1979).
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